Wenn man sich mit Begriffen wie Softwarepiraterie oder Softwarekriminalität auseinandersetzen will, bedarf es eines kleinen Rückblicks auf die Anfänge des Computerzeitalters.

Softwarekriminalität entstand zu einer Zeit, in der Computer noch riesige Maschinen waren, die mit Lochkarten als Datenträgern gefüttert wurden. Eine Scene in der organisierten Form wie heute gab es damals noch nicht. Meist waren es Einzelgänger in kleineren Firmen, die Software kopierten, veränderten und erweiterten.

Während dieser Zeit begangen auch die ersten Eindringungsversuche in fremde Computersysteme, um beispielsweise an neue Softwareprodukte zu gelangen: Industriespionage auf EDV-Ebene. Einige erinnern sich bestimmt noch an Walt Disneys legendären Film „Tron“, in dem ein bösartiger Geschäftsführer Software von einem jungen, naiven Computerprogrammierer stiehlt, um es unter einem eigenen Label zu vertreiben. Filme wie diese zeigen auf, dass bereits zu dieser Zeit der Grundgedanke des Stehlens von Software und der Computerkriminalität als faszinierend galt.

Richtig begonnen hat die Softwarepiraterie jedoch Anfang der 80er Jahre mit dem ersten Videospieleboom in den USA. In den Anfängen des neuen Computerspiel-Zeitalters bildeten sich Gruppen, die bereits als Computerenthusiasten galten. Als die ersten Spielautomaten in Computerform Einzug in die privaten Haushalte fanden, brach das Zeitalter der Heimcomputer an. Nutzer der ersten Stunde werden sich an den weltweit verbreiteten Commodore 64 (C64) erinnern, der sich damals als meistverkaufter Computer zur Nummer Eins auf dem Heimcomputermarkt entwickelte. Der C64 war einer der ersten Computer, der trotz seiner Effizienz einigermaßen preiswert zu erwerben war. Zu dieser Zeit hatte sich bereits ein Markt für Computerspiele etabliert. Private Benutzer konnten ihre Software von den Anbietern legal erstehen. Aber auch hier gab es schwarze Schafe unter den Anwendern. Einige Benutzer stellten Kopien dieser oftmals sehr teuren Datenträger her. Das war nicht sonderlich schwer, unterschieden sich doch Namen wie „Datasette“ oder „Compusette“ den Datenträger von einer herkömmlichen Musikkassette.

Der Schwarzkopierer sparte durch die Kopie das Geld, das er für ein oft überteuertes Original ausgegeben hätte. Mit dem flächendeckenden Vertrieb von Computersoftware begann auch das Zeitalter der Schwarzkopierer. Die Softwareunternehmen beklagen seit jeher die angeblichen Schäden, die ihnen durch Softwarepiraten entstanden seien.

Softwarefirmen begannen sich bald gegen die ständig größer werdende Zahl der Schwarzkopierer zur Wehr zu setzen. Sie beauftragten und beauftragen noch heute Rechtsanwälte, um Softwarepiraten Einhalt zu gebieten. Die Vorgehensweise der Ermittler in solchen Fällen wird später in diesem Buch näher behandelt.

Auch suchten die Programmierer nach besseren Wegen, um die damals noch unorganisierten und einzeln agierenden Schwarzkopierer zu stoppen. Sie bauten mit Hilfe komplexer Programmroutinen einen Kopierschutz in ihre Software ein. Damit wollten die Programmierer zumindest den „gemeinen Schwarzkopierer“ daran hindern, Software zu vervielfältigen.

Doch konnten sie zu dieser Zeit noch nicht vorausahnen, dass genau diese Maßnahme eine neue Ära der organisierten Computer-Subkultur einleiten sollte. Einige Softwarepiraten, die zunächst als Einzelgänger auftraten, fingen an, hobbymäßig Software zu cracken, also den Kopierschutz zu entfernen. Nachdem sie dann ein Programm (Prog) gecrackt hatten, verbreiteten sie das Softwareprodukt untereinander. Oft waren das Leute aus dem eigenen Freundeskreis. Später bildeten sich kleinere Gruppen, die es sich zur Aufgabe machten, Software kontinuierlich zu cracken und in Umlauf zu bringen. Die ersten Cracking Groups, die so etwas schafften, versahen das Softwareprodukt mit ihrem Gruppennamen und sorgten für flächendeckende Verbreitung.

Es dauerte nicht lange, bis sich schließlich alle Cracking Groups vereinten. Ergebnis dieses Bündnisses war es, dass sich eine internationale, im Untergrund operierende illegale Organisation bildete, die in nur wenigen Jahren ein gigantisches Netz quer über den Globus spannte.

Gruppen- und Mitgliedernamen wurden in Listen festgehalten und weltweit durch Personen, die speziell für diesen Aufgabenbereich eingeteilt waren, verteilt. Computerfreaks und Hacker aus aller Welt erkannten die Vorzüge einer Mitgliedschaft und traten den ersten Scene Groups bei, um bei dieser neuen Vereinigung aktiv mitzuwirken. Das weltweite Netz steckte zwar noch in den Kinderschuhen, doch das Fundament stand. Obwohl die Entstehung dieser Subkultur ursprünglich den Crackern zu verdanken war, kamen nun viele andere Aufgaben auf jedes Mitglied dieses einzigartigen Kollektivs zu. „The Scene“ war geboren.


1. Softwarepiraterie

Die ersten Schwarzkopierer
Der Cracker
Hand in Hand: Softwarefirmen und Schwarzkopierer
Der Schwarzhandel mit CDs
Schwarzkopien im Internet