Diese Bücher haben die Literaturwelt im Bereich der Hackerkultur
The Hacker Crackdown
Law And Disorder On The Electronic Frontier
Ende der 80er Jahre war der Begriff Hacker durch sensationsgierige Medienberichte und Filme wie Wargames in den USA gleichbedeutend mit Chaos und totaler Verunsicherung geworden. Die für dieses Problem zuständigen Bundesbehörden entschlossen sich daher 1989 endlich zurückzuschlagen. Der überraschende Ausfall eines Großteils des Telefonnetzes Anfang 1990, der zunächst ebenfalls Hackern zugeschrieben wurde, verlieh dem bereits laufenden Gegenschlag nur noch mehr Nachdruck. In den folgenden Wochen wurde mit aller Macht gegen die Hacker-Szene vorgegangen. Eine wirklich empfehlenswerte Lektüre.
Die Kunst der Täuschung
Kevin D. Mitnick
Die Kunst der Täuschung dreht sich alles um die Möglichkeit, jemandes Vertrauen mit Lügen zu erschleichen, um dieses Vertrauen dann zum eigenen Spaß und Vorteil zu missbrauchen. Hacker beschönigen dieses Vorgehen mit der Bezeichnung „soziales hacken“ und der wohl bekannteste Hacker, Kevin Mitnick, analysiert in seinem Buch diese Technik mit zahlreichen Beispielszenarien.
Freizeitpiraten
Raubkopierer aus wissenschaftlicher Perspektive
Das Internet gewinnt weltweit stetig an Bedeutung, so auch in Deutschland. Dem Statistischen Bundesamt zufolge verfügten im Jahr 2009 bereits 73% der deutschen Haushalte über einen Zugang zum Internet (vgl. Statistisches Bundesamt Deutschland 2009). Wie unterschiedlich es genutzt wird, zeigt eine Studie der Forschungsstelle für Medienwirtschaft und Kommunikationsforschung und TNS Infratest-Business Intelligence. Neben der Kommunikation via Email und dem zielgerichteten bzw. ziellosen »Surfen« im Internet, werden zum Beispiel Bankgeschäfte abgewickelt, Einkäufe getätigt oder Dateien heruntergeladen (vgl. Forschungsstelle für Medienwirtschaft und Kommunikationsforschung und TNS Infratest-Business Intelligence 2008, 22ff.). Das virtuelle Netz bietet eine Vielzahl unterschiedlichster Möglichkeiten, ist Kommunikations-, Unterhaltungs- und Informationsmedium zugleich. Dabei sind viele Dienste, Angebote oder Dateien im Internet frei zugänglich und kostenlos: Filme, Programme oder Musiktitel sind beispielsweise oft unentgeltlich über das Datennetz beziehbar. Das Internet zeichnet sich diesbezüglich jedoch auch durch ein großes Angebot an illegalen Inhalten aus – umgangssprachlich wird hierfür oft der Begriff »Raubkopie« verwendet. Auf vielen Websites erhält man kostenlosen Zugriff auf illegal kopierte, teils vom Kopierschutz befreite Software, aktuelle Musik oder Kinofilme. Teilweise werden diese Raubkopien sogar angeboten, bevor das Original – also beispielsweise ein neuer Kinofilm – offiziell auf legalem Weg zugänglich ist.
Schon allein aus wirtschaftlicher Perspektive überrascht es nicht, dass es bereits zahlreiche Untersuchungen gibt, die sich mit dem Thema »Raubkopie« bzw. »Raubkopierer« auseinandersetzen. Die wissenschaftliche Studie »Consumer File Sharing of Motion Pictures« zum Beispiel beschäftigt sich mit Umsatzverlusten der Industrie aufgrund von Raubkopien, die in sogenannten Tauschbörsen verteilt werden (vgl. Hennig-Thurau, Henning und Sattler 2007). Sonja Haug beschäftigt sich im Rahmen einer Version des Rational-Choice-Ansatzes mit »Interessen und Normen bei Urheberrechtskonflikten am Beispiel von Musiktauschbörsen im Internet« (Haug 2008). Die Softwarefirma Microsoft stellt in Kooperation mit der Universität Witten/Herdecke eine soziologische Studie vor, die die »Denkmuster« der Raubkopierer erfassen soll. Die Studie ermittelt »(…) im Hinblick auf Raubkopier-Intensität und -Motivation vier Gruppen (…)« (Presseservice Microsoft 2004), also vier Typen von Computernutzern, die Raubkopien in unterschiedlichem Ausmaß nutzen bzw. anfertigen (vgl. Institut für Strategieentwicklung in Kooperation mit der Universität Witten/Herdecke 2004, 12ff.).
Aus informationswissenschaftlicher Perspektive beschreiben Jan Krömer und William Sen wie und von wem Raubkopien erstellt und verbreitet werden und welchen Sinn die Akteure mit ihrem Handeln verbinden. Dabei gehen die Autoren auf verschiedene »Raubkopierer-Bereiche« – oder wie sie es nennen »Warez-Szenen« – ein (vgl. Krömer und Sen 2008).
In der Soziologie wurde der Szenebegriff u. a. von Ronald Hitzler geprägt. Hitzler und seine Mitarbeiter verstehen Szenen als posttraditionale Formen der Gemeinschaftsbildung (vgl. Hitzler, Bucher und Niederbacher 2001, 17ff.). Dieses Szenekonzept soll »(…) das, was Menschen tun, für andere Menschen, die das nicht tun, ein wenig nachvollziehbarer, verständlicher (…) machen bzw. Nichtbeteiligten wenigstens ein paar Einblicke und Eindrücke in ihnen mehr oder weniger fremde (kleine) Welten (…) vermitteln, welche sich oft in ihrer unmittelbaren existentiellen Nähe auftun können« (Hitzler et al. 2010).
Auf der Website www.jugendszenen.com – einem von Ronald Hitzler geleiteten Projekt – findet man »Szenen-Kurzportraits« verschiedener Autoren (vgl. Hitzler et al. 2009). Eines dieser Portraits beschreibt eine Gemeinschaft von Raubkopierern. Das »Warez«-Portrait konzentriert sich nach eigenen Angaben zumeist auf die »Web-Warez-Szene« , welche »(…) als ‚öffentlich zugänglichster‘ (…)« (Fels 2007a) Raubkopierer-Bereich verstanden wird (vgl. ebd.).
Auch die vorliegende Arbeit legt den Fokus auf den (deutschsprachigen) Web-Warez-Bereich, da dieser bisher wenig, d. h. nahezu gar nicht wissenschaftlich bzw. soziologisch erschlossen wurde. Das erwähnte Kurzportrait ist dabei weniger als wis-senschaftliche Arbeit zu verstehen, es vermittelt allerdings einen ersten Überblick über den Web-Warez-Bereich.
Um die Strukturen dieses Bereichs anschaulich zu machen, soll im Zuge dieser Arbeit der Web-Warez-Bereich empirisch-explorativ untersucht und nachvollziehbar und verständlich skizziert werden. Im Vorfeld der Arbeit wurde eine kurze, nicht repräsentative Onlinebefragung mit Personen des Web-Warez-Bereichs durchgeführt, die neben dem genannten Kurzportrait ebenfalls zur ersten Orientierung im Forschungsfeld dienen sollte. Erfragt wurden u. a. statistische Daten und Beweggründe für die Aktivität im Web-Warez-Bereich. Die Umfrageergebnisse legten die Vermutung nahe, dass es sich bei dem Web-Warez-Bereich tatsächlich – wie im Warez-Portrait beschrieben – um eine Szene im soziologischen Sinne nach Hitzler, Bucher und Niederbacher handeln könnte. Daraus resultierte die Fragestellung dieser Arbeit: Wie gestalten sich die Formen der Gemeinschaftsbildung im Fall des Web-Warez-Bereichs und ist dieser als Szene zu bezeichnen?
Um diese Frage zu beantworten, wurde die Arbeit folgendermaßen untergliedert: Im 2. Kapitel dieser Arbeit wird zunächst Grundlagenwissen zum Web-Warez-Bereich dargelegt. Im Zuge dessen werden verschiedene, für diese Arbeit wichtige Begriffe definiert, es wird auf rechtliche Aspekte zum Thema Raubkopie eingegangen und anschließend werden unterschiedliche Raubkopierer-Bereiche dargestellt, um darauf aufbauend, eine vorläufige Definition zum Forschungsfeld dieser Arbeit – dem Web-Warez-Bereich – geben zu können.
Das 3. Kapitel – der theoretische Teil – beschäftigt sich in seinem ersten Abschnitt mit dem Begriff der Gemeinschaft aus der Perspektive verschiedener Soziologen. Die Auseinandersetzung mit dem Gemeinschaftsbegriff führt zu der Theorie der (Jugend-)Szene nach Hitzler, Bucher und Niederbacher, welche in Abschnitt 3.2. thematisiert wird. In Abschnitt 3.2.1. werden Kriterien zur Bestimmung einer Szene vorgestellt, anschließend wird begründet warum die Szenetheorie für die vorliegende Arbeit gewählt wurde und es wird auf Kritik an dieser eingegangen.
Der darauf folgende Abschnitt hebt die besondere Charakteristik des Forschungsfeldes – also des Web-Warez- Bereichs – hervor.
In Kapitel 4 dieser Arbeit wird die Methodik der Szeneforschung vorgestellt. Außerdem wird dargelegt, warum und wie sie in der vorliegenden Arbeit durch die Methodik der Webnografie ergänzt wird.
Den Kern der Arbeit stellt Kapitel fünf dar, nämlich die ausführliche, empirische Beschreibung des Web-Warez-Bereichs mit Hilfe der Kartographie der Szenetheorie nach Hitzler, Bucher und Niederbacher. Dieser Empirie-Teil enthält auch eine erweiterte Definition des Web-Warez-Bereichs.
Im 6. Kapitel wird das Ergebnis dieser Arbeit präsentiert, d. h. die Forschungsfrage beantwortet.
Im Schlussteil dieser Arbeit wird das Ergebnis diskutiert, mögliche Kritikpunkte der Arbeit angesprochen und ein Ausblick auf sich eventuell anschließende Forschungsarbeiten gegeben.