Raubkopierer Anwalt
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Eine kleine Geschichte der Raubkopie

Wie Medienmanager ihr Geld an Anwälte verschenkten

Florian

von Florian Olbrich
digitalwelt-Kolumnist für Digitales Leben

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Das Thema Raubkopierer hat nicht nur in Deutschland, sondern auf der ganzen Welt eine große Diskussion ausgelöst. Vor allem jedoch hat die Begrifflichkeit aufgrund der sprachlichen Bedeutung gerade in Deutschland einen seltsamen Weg eingeschlagen.

Die Rede ist zwar von einer illegalen Kopie, allerdings hat sich in das deutsche Volksmund der Begriff „Raubkopie“ eingeschlichen, welches eben die Gewalttat „Raub“ bezeichnet. Bei Kopien von digitalen Gütern, die gegen das Urheberrecht verstoßen, findet jedoch kein Akt der Gewalt statt im Sinne von: „Hände hoch, das ist ein Überfall … kopieren Sie alle Daten auf meinen Rechner oder ich schieße!“.

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Bislang ist auch kein Vorfall bekannt, bei der mit Androhung von Gewalt Menschen Filme, Musik oder Software kopiert haben. Unnötig zu sagen, dass das illegale Kopieren still und meist ohne aktive Beteiligung am heimischen Computer stattfindet. Das macht das illegale Kopieren ja auch geradezu sehr attraktiv für den, der gegen das Gesetz verstößt: Es reicht eben nur einige wenige Klicks und die Tat kann von überall ohne Überwachung und Kontrolle ausgeführt werden.

Eine Raubkopie ist eigentlich eine Schwarzkopie: Man kopiert etwas, obwohl man hätte dafür bezahlen müssen. Zumindest ist es rechtlich so festgelegt. Doch bei der gesellschaftlichen Betrachtung verliert die rechtliche Logik ihre Existenzberechtigung. Das Kopieren von digitalen Gütern ist nicht durch eine kriminelle Energie motiviert, sondern ist gebunden an viele ökonomische und soziologische Aspekte.

Sündenbock Raubkopierer

Raubkopierer

Als besonders konservativ gilt die Musikindustrie, die in den letzten 10 Jahren große Verluste hinnehmen musste. Der Sündenbock, die Schwarzkopierer, waren schnell gefunden.

Die Suche nach den wahren Gründen war für die Manager relativ unbefriedigend, denn sie entblößte im Grunde die Inkompetenz ihrer Industrie. Während längst technologische Fortschritte wie MP3-Player den Markt erobert hatten, vermarktete die Musikindustrie teure CDs mit gerade mal 12 Musikstücken. Die Industrie setzte sich mit rechtlichen Mitteln zur Wehr und mahnte Zehntausende Nutzer ab. Das Resultat war vorprogrammiert: Nach dem Motto „jetzt erst recht“, verweigerten die Nutzer instinktiv den Konsum von CDs. Einige wenige konservative Nutzer beharrten noch auf der alten CD mit dem Cover – allerdings rechte dies nicht aus, um den Managern weiterhin ihre Sammlung von Privatflugzeugen zu finanzieren.

Anwaltbriefe gegen Raubkopierer

Raubkopierer sind Verbrecher ist übrigens das Motto, mit dem sich die Industrie bis jetzt versucht hat gegen ihren Untergang zu wehren.

Gleichzeitig sahen die Anwälte einen neuen Geschäftszweig, den sie auf der Rückschrittlichkeit der Musikindustrie aufbauten. Natürlich ist die Abmahnung der eigenen Konsumenten eine kontraproduktive Idee. Denn die Abgemahnten waren nicht Schwarzkopierer von Geburt, sondern verlorene Kunden, die sogar am Wochenende zu Konzerten gingen und weiterhin loyal gegenüber dem Konsum standen. Im Grunde kommt die Aktion einem Verkaufsgespräch gleich, bei dem der Verkäufer den Käufer den Mittelfinger zeigt, nachdem er sich dazu entschließt das Produkt nicht zu kaufen. Bei diesem Szenario ist es leicht auszudenken, ob der Kunde zum Laden wiederkehrt, sollte eine interessantere Ware zu einem späteren Zeitpunkt zum Verkauf stehen. Die Anwaltbriefe, die im Grunde literarische Mittelfinger sind, schaufelten somit Blatt für Blatt den Grab der Musikindustrie.

Literaturangabe

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Florian

Florian Olbrich
digitalwelt-Kolumnist für Digitales Leben

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Florian Olbrich ist studierter Ökonom und Informatiker. Als Journalist verfasst er regelmäßig Beiträge für große deutsche Portale zu den Themen Informationsgesellschaft und Digitales Leben. Florians Heimatstadt ist die Medienstadt Köln und er ist zudem leidenschaftlicher Photograph.

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