Internet-Zensur
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Das florierende Geschäft mit Zensur

Zensur-Länder als Absatzmarkt

Dr. William Sen

von Dr. William Sen
digitalwelt-Kolumnist für Digitale Kultur

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Im Mai 2008 hat der amerikanischer Kongress die größten Hersteller von Routern wie Cisco Systems, aber auch Google, Microsoft und Yahoo! zur Anhörung vorgeladen. Es ging um deren Einfluss in der Unterstützung der Internet-Zensur in Ländern wie China.

Vor allem China ist bekannt dafür, dass sie der Bevölkerung nur einen sehr restriktiven Zugang ins Internet erlauben. Zehntausende Regierungsangestellte zensieren dort täglich Inhalte aus dem Web und versperren sie dem Volk. Saudi Arabien dagegen hat nur ca. 20 Angestellte, denn dort zählt man auf die Mithilfe der Bevölkerung. Bis zu 1.200 Inhalte werden täglich freiwillig von der Bevölkerung an die arabische Hauptstelle CITC (Communications & Information Technology Commision) zur Zensur gesandt.

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Davon werden ca. 50% auch verarbeitet und zensiert. Und tatsächlich sind die meisten freiwilligen Helfer Studenten, die sich der Ideologie des Staates verpflichtet führen.

Saudi Arabien setzt aber auch verstärkt auf Technologie. Da schließlich die gesamte Internet-Kommunikation durch Router stattfindet, sind Hersteller wie Cisco Systems gefragt, ihre Systeme so zu gestalten, dass solche Zensur-Länder Inhalte auch problemlos zensieren können.

Im Einsatz sind Technologien, die eben beste Voraussetzungen bieten, um Zensur zu betreiben. So werden beispielsweise Technologien angeboten, die beispielsweise in Kategorien automatisch kritische Webinhalte erkennen und sperren. Der Schlüssel zu dieser Technologie sind von Router-Herstellern erstellte Schnittstellen zu derartigen Text Mining Applikationen.

Zensiert werden pornographische, politische, sozialkritische und religiöse Inhalte und im Grunde alles, was sich gegen die Ideale der betroffenen Staaten richten könnte. Nicht selten finden diese Technologien auch Inhalte, die dann schließlich direkt an die Autoritäten weitergeleitet werden. So wurde beispielsweise der Blogger Fouad al Farhan bereits Anfang 2008 verhaftet und eingesperrt, als er in seinem Blog über politische Reformen schrieb. Dagegen bloggen mehr als 2.000 Nutzer im Internet anonym, deren Inhalte schließlich von den Routern meist automatisch erkannt und gemeldet werden.

Doch es sind nicht nur die Hersteller von Routern, oder Unternehmen wie Google und Microsoft, die für die Unterstützung derartiger Zensur-Technologien in Frage kommen. Schließlich sind Länder wie China und Saudi Arabien auch auf Technologie-Experten angewiesen, die im eigenen Land nicht ausgebildet werden. Die meisten führenden Mitarbeiter in diesen Zensur-Zentren sind somit graduierte Studenten aus Elite-Universitäten wie Harvard. So auch beispielsweise der Unternehmer Mirdad, der in Boston studierte und einige Jahre später schließlich sein eigenes 120-Millionen-Dollar-Unternehmen in der Dot-Com-Krise in den Sand setzte. Um noch Profit aus seinem Wissen zu machen, machte er es den Herstellern nach und bot seine Dienstleistung Saudi Arabien an: Schließlich übernahm er den Job im Zensur-Zentrum CITC, wo er bis heute noch als gut bezahlter Angestellter Inhalte aus dem Web zensiert.

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Dieser Artikel erschien im Social Media Magazin in der Ausgabe 2009-I. 

Dr. William Sen

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Dr. William Sen ist Informationswissenschaftler und Buchautor. Er war über 10 Jahre Geschäftsführer von infospeed, einem der größten Anbieter für Social Media Marketing und Monitoring in Deutschland. Er ist außerdem u. a. Gründer des ersten staatlich zertifizierten Lehrgangs zum Social Media Manager (TH Köln). Dr. William Sen lebt und arbeitet in San Diego, Kalifornien.

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