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Lifestyle und Mode Blogs in Deutschland

Der Blog macht die Trends

von Ansgar Sadeghi

Kennen Sie Jessica Weiß? Falls nicht, müssen Sie sich nicht grämen. Es ist noch keine Bildungslücke. Ein bisschen Ruhm kann Frau Weiß mittlerweile aber durchaus für sich beanspruchen. Sie wird nämlich öfters als Deutschlands berühmteste Modebloggerin bezeichnet. Untermauert wird diese Aussage beispielsweise durch ein Ranking der größten Modeblogs Deutschlands.

Veröffentlicht wurde es von Daniel Klarkowski, dem Chefredakteur des Fashion Insider Magazins .

Aufgrund von Daten setzte Klarkowski den von Jessica Weiß und Julia Knolle ins Leben gerufenen Blog LesMads.de immerhin auf Rang 3, hinter den Blogs von Vogue und Elle. Jessica Weiß gehört der Blog mittlerweile nicht mehr, er wurde zuletzt von der Bloggerin Katja Schweitzberger weitergeführt und schließlich in 2016 geschlossen. Aber auch das aktuelle Projekt von Jessica Weiß konnte sich im Ranking platzieren: der von ihr gegründete Modeblog Journelles.de landete auf Platz 4.

Jessica Weiß hat Marketing-Kommunikation in Köln studiert. Eine klassische Journalistin ist sie nicht, aber ein exzellentes Beispiel für Blogger in Deutschland, die mit ihrem Projekt zahlreiche Menschen erreichen. Sie repräsentiert eine neue Art von Medienschaffenden, die zwar bereits seit einer ganzen Reihe von Jahren existiert, aber erst langsam an Bedeutung gewinnt. Inzwischen dämmert es aber wohl auch den größten Zweiflern, dass sich hier einige neue Player in der deutschen Medienlandschaft etabliert haben und dass sie auch fürs Marketing mancher Unternehmen bedeutend sein können.

Mode- und Lifestyle-Blogs ins Deutschland

Mode ist Ausdruck eines bestimmten Lebensstils und „Lifestyle“ ist eins der häufigeren Themen von Blogs in Deutschland. Ein Beleg dafür ist beispielsweise die Studie des Marktplatzes für Blog-Marketing und -Vermarktung Rankseller. Rankseller hatte über 48.000 Kontakte angeschrieben, von denen 2.344 an der Umfrage teilgenommen haben. Das Unternehmen veröffentlichte die Studienergebnisse Ende im Unternehmensblog. Der Themenbereich „Lifestyle und Mode“ landete hier im Ranking der häufigsten Themen von Blogs mit 5,1 Prozent auf Rang 6 der Top-10.

Die Bedeutung des Themenbereichs „Lifestyle“ zeigt auch die Studie „Blogger – Das Selbstverständnis von Themenbloggern und ihr Verhältnis zum Journalismus“. Die Universität Hohenheim hat diese Studie im Auftrag des Deutschen Fachjournalisten-Verbands (DFJV) durchgeführt. Die Studienautoren haben 2.478 Blogs angeschrieben. 535 Blogger nahmen letztlich zwischen dem 30. Januar und dem 2. März 2014 an der Studie teil. Knapp 10 Prozent der 2.478 untersuchten Blogs widmeten sich dem Thema Lifestyle, schreiben die Studienautoren auf Basis von Daten des Bloggerverzeichnis Bloggeramt.de. Im Ranking bedeutete das hinter Reisen und Wirtschaft Rang 3.

Die zuletzt genannte Studie teilt Blogs in die Kategorien Corporate Blog (von Unternehmen und anderen Organisationen), persönliches Blog und Themenblog. Ca. 80 Prozent der untersuchten Blogs waren Themenblogs. Alleine bei den Themenblogs widmeten sich ca. 16 Prozent dem Thema „Lifestyle“, was Rang 5 im Ranking der Themen von Themenblogs bedeutete. Verwandt sind Blogs übrigens mit Vlogs (Video-Blogs), die etwa in YouTube-Kanälen veröffentlicht werden und dort um Abonnenten buhlen. Sie spielen in diesem Artikel zwar nur eine untergeordnete Rolle. Allerdings trifft fast alles, was hier über den Einfluss der Blogs geschrieben wird, letztlich auch auf Vlogs zu. Und hier kommt noch ein Ergebnis der Blogger-Studie zu: ca. 73,8 Prozent der Blogger versuchen mit ihrem Blog Einnahmen zu generieren. Über 50 Prozent generieren allerdings weniger als 100 Euro monatlich.

Ca 10 Prozent erhalten Einnahmen zwischen 500 und 1.000 Euro und weitere 10 Prozent generieren höhere Einnahmen – immerhin 1,5 Prozent von ihnen 5.000 Euro oder mehr.

Top-Modeblogs

Viele Blogs von Mode-Bloggern, deren Projekt nicht zu einem bedeutenden Offline-Magazin wie Vogue oder Elle gehört, kommen in Bezug auf Reichweite und Einfluss nicht annähernd an die Werte von Verlagen mit professionellen Redaktionen heran. Aber es gibt Ausnahmen und es sind diese Ausnahmen, die auch für Unternehmer auf dem Weg zu ihrer Zielgruppe interessant sein könnten. Bei der Suche nach diesen Top-Blogs im Modebereich stößt man auf einen Artikel des TV-Senders N24. Er benannte Ende Juli 2014 die einflussreichsten Modeblogs in Deutschland. Neben den bereits erwähnten Projekten „LesMads“ und „Journelles“ tauchten hier die Blogs „This is Jane Wayne“, „I love Ponys“ und „Josie loves“ auf.

Im Ranking von Daniel Klarkowski finden sich weitere in Deutschland einflussreiche Modeblogs wie etwa Modeopfer110 der beiden Diplom-Modedesignerinnen Anja Steffen und Berit Müller, der nach eigenen Angaben der Bloggerin „sehr persönlich geführte Blog Masha Sedgwick“ oder Bekleidet.net der Bloggerin Jana Windoffer. Mit den Erfolgsblogs erfüllt sich für die Bloggerinnen nicht selten ein Traum. „Das Bloggen mittlerweile auch als Beruf ausüben zu können, ist ein Schritt, der mir nicht nur wahnsinnig viel Erfahrung, sondern auch viel Freude und Motivation gebracht hat“, schreibt etwa Jana Windoffer auf Bekleidet.net.

Bekleidet.net

Bekleidet.net der Bloggerin Jana Windoffer hat einen sehr hohen Einfluss in der Szene.

Ein weiteres Beispiel für eine erfolgreiche Modebloggerin ist Franziska Albrecht aus Leipzig, die den Modeblog Zukkermaedchen.de betreibt. Pro Tag besuchen etwa 3.000 Menschen diesen Blog, berichtete die Deutsche Welle in der Sendereihe „Deutschland heute“. Bei einem Monat macht das immerhin stolze 90.000 Besucher. „Journelles“ von Jessica Weiß ist allerdings noch erfolgreicher. Kress.de bescheinigte dem Blog fünf Monate nach seinem Start 300.000 Besucher im Monat.

Deutschsprachige Modeblogs sind natürlich keine reine Frauendomäne. Dustin Hanke aus Berlin betreibt beispielsweise Shiggersonstreet.com. Er hat den Blog 2008 als 14-Jähriger gegründet und zitiert mittlerweile Vogue Mexiko mit der Aussage, dass Shiggersonstreet.com „heute zu einem der einflussreichsten Männer-Blogs“ geworden ist. Und nun könnte man die Reihe der deutschsprachigen Modeblogs mit Einfluss noch eine ganze Weile weiterführen.

Das Blog Zukkermädchen

Mit Blogs sind auch in der Modewelt meinungsbildende Medien herangewachsen, die Multiplikatoren-Wirkung besitzen. Nimmt man noch die hier im Artikel weitgehend ignorierten YouTube-Kanäle hinzu, die eine Bewegtbild-Variante der Blogs darstellen, stärkt das diesen Eindruck noch. Ein Beispiel ist hier etwa Bianca Heinicke, die sich in ihrem YouTube-Kanal BibisBeautyPalace den Themen Mode, Schönheit und Lifestyle widmet und mittlerweile auf knapp 957.000 Abonnenten kommt.

BibisBeautyPalace

Die Blogs und die klassischen Medien

Die Zahlen, die manch ein Modeblog in Deutschland präsentieren kann, sind durchaus beeindruckend. Allerdings wäre der Eindruck falsch, dass Blogs bereits einen Megaeinfluss auf Massen besitzen. Im Vergleich zu klassischen Medien und auch zu manch anderen Formen der Social Media führen sie noch ein Nischendasein. Laut ARD/ZDF-Onlinestudie 2013 nutzten im vergangenen Jahr 16 Prozent der Befragten Weblogs zumindest gelegentlich, was eine deutliche Steigerung im Vergleich zu 2012 (7 Prozent) gewesen ist. Doch auch, wenn man vermuten kann, dass die tatsächliche Zahl an Bloglesern in Deutschland noch etwas höher ist, weil mancher Blogleser gar nicht weiß, dass er bisweilen in einem Blog liest, ist zwar der Anstieg der Zahlen beeindruckend, weniger aber der Anteil der Blogleser an den gesamten Internetnutzern. Betrachtet man die regelmäßige Nutzung, wird die Sache noch klarer: Bei der Frage, welche Social-Media-Anwendungen zumindest 1x wöchentlich genutzt werden, gaben 2013 nur 4 Prozent Blogs an. Immerhin bedeutete das aber eine Verdopplung im Vergleich zu 2012 (2 Prozent).

Wie unsicher die Zahlbeispiele sind, zeigt ein Blick auf die veröffentlichte Wave 7 (Cracking the Social Code) der internationalen Social-Media-Studie von Universal McCann. In ihr sagten 67,5 Prozent der Deutschen aus, zumindest gelegentlich, in Blogs zu lesen. Damit ist Deutschland keineswegs an der Spitze. In Spanien trafen beispielsweise knapp 80 Prozent dieselbe Aussage, in Brasilien über 81 Prozent und in China waren es sogar fast 99 Prozent. Trotz einer wachsenden Bedeutung, bleiben Blogs in Deutschland noch eher ein Nischen- als ein wirkliches Massenmedium. Selbst die erfolgreichsten scharen im Vergleich mit den größten Newsportalen eher wenige Anhänger um sich.

Wave 7: Cracking the Social Code

Und dennoch sollte man Blogs ernst nehmen, in Zukunft vielleicht noch mehr als heute. Sie entfalten ihre Wirkung, auch, weil sie neue Impulse geben. Wie andere Formen der Social Media ermöglichen Blogs es grundsätzlich jedem Menschen, zu einem Medienschaffenden zu werden, der eigene Inhalte so aufbereitet und präsentiert, dass sie im für ihn besten Fall Tausende anderer Menschen erreichen. Sie schwächen damit auch zunehmend die Gatekeeper-Funktion der Journalisten in klassischen Medien, die früher in viel stärkerem Maße bestimmt haben, was in die Öffentlichkeit gelangt.

Die Bandbreite der Sichtweisen und Informationen, auf die man im Internet stößt, wenn man zu einem Thema recherchiert, ist durch Blogs größer geworden. Während man jedoch bei klassischen Journalisten zumindest noch vom Versuch ausgeht, eine gewisse Objektivität in die Berichterstattung zu bringen, ist es bei Blogs bisweilen gerade die Subjektivität, die anziehend wirkt, mitunter fröhlich Unterhaltung und Mitteilung mischt und dabei im besten Fall extrem kreativ wirkt. Das bedeutet: Blogs sind durchaus eine Bereicherung, aber kein Ersatz klassischer Medien. Ein möglicher Anspruch auf (versuchte) Objektivität kann bei ihnen nur ein selbst formulierter sein, während etwa bei der Presse Institutionen wie der Deutsche Presserat sie ausdrücklich einfordern. Blogs haben also mehr Freiheiten, was ebenfalls positive wie negative Aspekte hat.

Das alles ist bei politischen Blogs sicherlich noch bedeutender als bei Modeblogs. Aber auch in der Mode zieht mit Blogs ein Mehr an subjektiver Entscheidungsfreiheit in die Medienwelt.

Mit zunehmendem Erfolg dürfte aber auch bei Blogs der Druck bei der Themenauswahl wachsen, da sie dafür Sorge tragen muss, dass die hohe Zahl der Fans, Abonnenten und Leser weiter ansteigt oder zumindest auf hohem Niveau verbleibt. Ein Trend ist die zunehmende Verzahnung klassischer Medien und Blogs. Modebloggerinnen werden zu Interviews geladen, haben Fernseh-Auftritte oder bekommen, wie Jessica Weiß, sogar ihre eigene TV-Sendung. Es dürfte spannend werden, hier die weitere Entwicklung zu beobachten.

Die Chance für das Marketing

Sobald sich ein Themenblog so entwickelt hat, dass sich viele interessierte Leser um ihn scharen, wird er auch für die Marketingabteilungen werbender Unternehmen interessant. Sie können beispielsweise auf bezahlte Werbung im Blog setzen, aber auch eine unbezahlte Berichterstattung ist natürlich möglich.

Welche Möglichkeiten bezahlter Kooperationen sich ergeben, zeigt unter anderem ein Blick auf die bereits erwähnte Studie. Auf die Frage nach Einnahmequellen antworteten knapp 67 Prozent der Betreiber von Themenblogs mit „Werbeeinnahmen“. Knapp 61 Prozent sagten, sie setzen auf Affiliate Marketing, ca. 48 Prozent verkaufen Artikel und ca. 19 Prozent setzen auf den Verkauf von Produkten im Blog. Und all diese Einnahmequellen für Blogger bieten auch Chancen für Unternehmen, mit ihnen zu kooperieren.

Eine echter Glücksgriff könnte einem Unternehmen gelingen, wenn es frühzeitig mit einem Blogger kooperiert, dessen Blog sich gerade erst entfaltet, aber bereits erkennen lässt, dass er bald erfolgreich wird. Im besten Fall entsteht dann einerseits ein persönlicher Kontakt, sodass die Internetpräsenz des Unternehmens durch Präsenz im Blog gesteigert wird. Andererseits steigt das Unternehmen zu einem Zeitpunkt in die Kooperation ein, in der sich Werbung möglicherweise noch besonders preisgünstig realisieren lässt.

Man muss sich bei alledem allerdings bewusst sein, dass zumindest die Kooperation mit möglicherweise aufstrebenden Blogs bis zu einem gewissen Grad einem Glücksspiel gleicht. Man kann gewinnen und der Blog entwickelt sich prächtig. Eine Gewissheit gibt es dafür allerdings nicht. Zudem spielt die jeweilige Persönlichkeit des Bloggers bisweilen eine wichtigere Rolle als bei der Zusammenarbeit mit klassischen Medien. So antwortet etwa Jana Windoffer von Bekleidet.net auf die Frage „Kannst du einen Blogpost über mein Produkt verfassen?“ mit: „Wenn ich für etwas werbe, dann stehe ich nicht nur mit dem Blog, sondern mit meiner ganzen Person dafür ein und das tue ich nur, wenn ich wirklich zu 100 Prozent dahinter stehe“.

Blogger sind nicht unbedingt stets die nachgiebigeren Gatekeeper. Das alles zeigt auch, dass ein durch die Kooperation mit Blogs realisiertes Marketing nicht unbedingt einfacher als andere Formen des Marketings ist: nicht in der Mode und nicht bei anderen Themen. Aber es kann eine gute Zusatzmöglichkeit sein, seine Zielgruppe effektiv im Internet zu erreichen. Man sollte jedoch die Blogs im Auge behalten.

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