Massenphänomen Schwarzkopien

Nachwort zum Buch NO COPY

NO COPY

von Jan Krömer und William Sen
Buchautoren und Journalisten

digitalwelt logo


Über NO COPY | Kapitelinhalt | Autoren | Rezensionen | Archiv

Schwarzkopien aller Art sind heute verbreiteter denn je zuvor. Auch die immer härteren Maßnahmen der Rechteinhaber werden das illegale Kopieren nicht eindämmen können. Im Gegenteil: Was vor Jahrzehnten als Hobby einiger Hacker und Computerfreaks begann, ist zu einem Massenphänomen geworden. Millionen Menschen auf der ganzen Welt downloaden und brennen CDs.

Die Rechteinhaber zeigten sich von derartigen Entwicklungen zunächst unbeeindruckt. Erst als ihre klassischen Vertriebsmethoden immer weniger Wirkung zeigten, wurden Schwarzkopierer für die anhaltenden Umsatzeinbrüche verantwortlich gemacht. Anstatt nach neuen Märkten und Strategien zu suchen, überließ die Industrie die Sache einfach ihren Anwälten. Seitdem werden Downloader verfolgt, die Rechte von Käufern systematisch eingeschränkt und die Strafen für Schwarzkopierer verschärft.

VPN Software Test 2024
Bewertung der Top VPN Tools 2024 Lass dir von niemandem in deine Daten schauen!

LISTE DER TOP VPNs

Die Industrie widmet sich dem Thema Schwarzkopien, ohne das Phänomen wirklich erkannt und verstanden zu haben. Sie scheint zu übersehen, dass es die Subkultur des Schwarzkopierens seit mehr als 20 Jahren gibt. Die Szene mit ihren eigenen Regeln und Werten abseits von Gesetzen und Gerichtsurteilen fühlt sich durch die Verfolgung nur noch mehr herausgefordert. Je heftiger sich die Industrie mit ihrem Rechtsverständnis gegen die Kunden wehrte, um so stärker wurde der digitale Widerstand. Außerhalb der Szene erhoben Tauschbörsennutzer das Downloaden zum Prinzip. Es entwickelten sich hochwertige, freie Projekte wie Linux und Wikipedia als Alternative zu lizenzgebundenen Programmen und Informationen.

Dabei wird immer unklarer, wer noch das Recht vertritt und wer gegen Gesetze verstößt. Als der Verband der US-Musikindustrie RIAA zu Beginn des Jahres 2006 eine neue Klagewelle gegen Downloader startete, meldete sich auch eines der angeblich geschädigten Unternehmen zu Wort. Überraschenderweise stellte sich das Label Nettwerk Music Group auf die Seite eines der Angeklagten: „Fans zu verklagen ist nicht die Lösung, sondern das Problem“, erklärte der Nettwerk-Chef Terry McBride. Das Recht sei dazu da, Menschen zu schützen, nicht dazu, als Schwert geführt zu werden. Nettwerk kündigte daher an, sowohl die Prozesskosten des Angeklagten David Greubel als auch die Strafe im Falle einer Verurteilung zu übernehmen.

Auch in Deutschland verwischen zunehmend die Fronten. So findet sich die GVU plötzlich auf der Seite der Schwarzkopierer wieder, die sie eigentlich bekämpfen sollte. Nach einer europaweiten Razzia gegen die Release-Szene im Januar 2006 wurde der Jäger zum Gejagten, als die Polizei auch die GVU wegen Verbreitung von Schwarzkopien verdächtigte und die Büros in Hamburg durchsuchte. Bei ihren Ermittlungen hatte die GVU angeblich die Grenze des Erlaubten überschritten und einem Serverbetreiber der Release-Szene Geld gezahlt, um die kontinuierliche Verbreitung von Schwarzkopien zu gewährleisten und Szenemitglieder überführen zu können. Viele Computernutzer zeigten sich empört darüber, dass die Privatdetektive der GVU für ihre Fahndung das Material anboten, das sie schützen sollten.

Daher führen die Anstrengungen der Industrie nicht, wie von ihr erhofft, zu einem stärkeren Unrechtsbewusstsein. Vielmehr beklagt die Internetgemeinschaft den Verlust individueller Freiheit und die wachsende Kontrolle der Urheber. Vieles, was bislang selbstverständlich war, wird durch dieses Vorgehen in Frage gestellt. Die Arbeit eines anderen fortzusetzen, zu verbessern oder daraus eine eigene Schöpfung zu kreieren wird zunehmend schwieriger. Musikern ist es mittlerweile untersagt, „Samples“ anderer ohne Lizenz in ihre eigene Musik zu mischen. Was seit vielen Jahrzehnten elementarer Teil der Musikproduktion ist, wird zum „geschützten Material“. Auch das Benutzen einiger Sekunden eines Films ist ohne Erlaubnis des Urhebers strafbar, wohingegen man seit Jahrhunderten frei aus Texten zitieren darf. Viele Künstler werden heute in ihrer Kreativität durch das Urheberrecht eingeschränkt.

Unter solchen Umständen fällt es schwer, die Werke der Unterhaltungsindustrie, sei es Musik oder Film, noch als Kulturgut zu betrachten. Sie stellen sich vielmehr als Produkte dar, die allein als Einnahmequellen der Industrie fungieren.

Auch das Urheberrecht selbst geriet dabei in die Kritik. Es geht mittlerweile nicht mehr darum, zu klären, wer „Recht“ im Sinne des Gesetzes hat. Es geht vielmehr um das Recht auf Meinungsfreiheit und freie Entfaltung. Zur Diskussion stehen essentielle Werte wie Kultur und Fortschritt. So ist es kaum verwunderlich, dass sich immer mehr Gegner des bestehenden Rechts zu Wort melden.

Studien renommierter Universitäten belegen, dass Schwarzkopierer nicht für die Umsatzeinbrüche der Industrie verantwortlich gemacht werden können. Den Rechteinhabern stehen bekannte Wissenschaftler wie Lawrence Lessig gegenüber, der eine ganze Kulturentwicklung in Gefahr sieht: „Gerade jetzt, wo die Technologie vielen Menschen erst ermöglicht, am Verändern und Remixen kultureller Werke teilzunehmen, wird dem ein Riegel vorgeschoben. Und das soll nicht empörend sein?“

Sicherlich ist ein funktionierendes Urheberrecht von enormer Bedeutung für die Gesellschaft. Doch wie kann das Urheberrecht noch förderlich sein, wenn es nicht mehr im Sinne der Gesellschaft wirkt, sondern unter dem Einfluss der Industrie steht? Die Konsumenten werden keinen Grund sehen, sich an die Gesetze zu halten, solange ihnen das Copyright wie ein Spielball einiger mächtiger Rechteinhaber vorkommt. So schaden die Anstrengungen der Industrie nicht nur der Kultur, sondern nutzen nicht einmal ihr selbst. Trotz des scharfen Vorgehens gegen Schwarzkopierer steigen die Umsätze nicht wie erwartet.

Nur langsam kommt Bewegung in die festgefahrene Diskussion. In Europa werden in vielen Ländern heftige Debatten um privates Kopieren und Urheberrechte geführt. In Frankreich soll Filesharing mittels einer Pauschalabgabe komplett legalisiert werden. In Schweden wurde sogar die „Piratenpartei“ gegründet, die sich gegen die Kriminalisierung von Musikliebhabern einsetzt. Und auch in Deutschland werden zur Zeit neue Gesetzesvorschläge diskutiert.

Klar scheint nach Jahrzehnten des Schwarzkopierens nur eins zu sein: Solange die Nachfrage existiert, wird es auch immer ein Angebot geben. Die Frage ist lediglich, wo und von wem.

NO COPY

von Jan Krömer und William Sen
Buchautoren und Journalisten

digitalwelt logo

Jan Krömer und Dr. William Sen sind u. a. Autoren des Buchs "NO COPY - Die Welt der digitalen Raubkopie" - erschienen im Klett-Cotta Verlag. Das Buch sorgte vor allem in Deutschland für Aufklärung für das Verständnis für Raubkopien und untersuchte kritisch das gesellschaftliche und auch ökonomische Grundverständnis für "die Kopie".

Das Buch NO COPY ist kostenlos online verfügbar.

>> Mehr über Jan Krömer und William Sen



Über NO COPY | Kapitelinhalt | Autoren | Rezensionen | Archiv

 


 

Die besten VPN Tools 2024

Anzeige | Gesponserte Angebote
1 CyberGhost VPN
Cyberghost VPN
Bewertung 5,0
ab €2,03
Das einst in deutscher Hand entwickelte VPN-Tool CyberGhost gehört zu den bekanntesten und schnellsten am Markt. Sie ist zudem bekannt als die VPN-Software mit der besten Anbindung zu Streaming-Diensten wie Netflix, Hulu, Amazon Prime, HBO und viele mehr.
2 NordVPN
NordVPN
Bewertung 4,9
ab $3.30
NordVPN ist die unschlagbare Nummer 1 auf den Markt. Das Unternehmen aus Panama nutzt die dortige gesetzliche Lage, dass gesetzlich keine Daten gespeichert werden müssen. Das Team ist so sehr von der Qualität überzeugt, dass sie sogar eine 30-Tage-Geld-zurück-Garantie anbieten.
3 ExpressVPN
ExpressVPN
Bewertung 4,9
ab $6.67
ExpressVPN gehört zu den einzigen VPN-Anbietern am Markt, die sich nach einem Missbrauchsfall einer Untersuchung durch die Regierung ergehen lassen mussten. Das Ergebnis fiel äußerst positiv für den VPN-Anbieter aus, als die Regierung keinerlei Nutzerdaten finden konnte.
4 PROTON VPN
PROTON VPN
Bewertung 4,8
ab €4
Das Schweizer Unternehmen Proton Technologies war bereits für seine Software ProtonMail bekannt. Ein guter Grund, ihr neues Flaggschiff ProtonVPN genauer anzusehen, das eine Schar an von Fans um das neuartige VPN-Tool versammelt.
5 IPVanish VPN
IPVanish VPN
Bewertung 4,7
ab $3.75
IPVanish gehört zu einem der wenigen VPN-Tools die auch mal ausnahmsweise nicht aus den Bahamas, China, oder Jungferninseln stammen, sondern aus USA. Entsprechend fällt auch die gute Qualität der Software aus. Wir haben einen genauen Blick auf IPVanish geworfen.
6 RUSVPN
RUSVPN
Bewertung 4,8
ab €1,77
RUSVPN hat sich nicht ohne Grund in der Dominica registrieren lassen. Auf diese Weise ist das VPN-Tool weder im Rechtsraum der amerikanischen oder europäischen Richtlinien und kann auf diese Weise absolute Anonymität gewährleisten.
7 SurfShark VPN
SurfShark VPN
Bewertung 4,7
ab $2,49
SurfShark VPN geht derweil mit dem härtesten Preiskampf an den Markt und hat in Deutschland 90% Wachstumsraten erreicht. Was sich genau hinter dem VPN-Tool verbirgt, erklären wir in unserer ausführlichen Bewertung.
8 Hide My Ass VPN
Hide My Ass VPN
Bewertung 4,7
ab $2.99
Was die wenigsten wissen: Hide My Ass als einer der bekanntesten VPN-Anbieter am Markt ist in der Tat vom Unternehmen AVG - dem größten Hersteller für Antiviren-Software. Kein Wunder, dass deren VPN Software eine hohe Qualität hat.
9 vypr vpn
vypr vpn
Bewertung 4,6
ab €1,39
Vypr VPN ist eines der in der Schweiz ansässigen Unternehmen, bei denen Benutzer hohe Erwartungen an Datenschutz und Privatsphäre haben. Darüber hinaus wurde Vypr VPN ursprünglich nur für einen Zweck erstellt: Um das Überwachungsprogramm der NSA mit dem Namen Room 641A zu überlisten.
10 Avast SecureLine VPN
Avast SecureLine VPN
Bewertung 4,6
ab $3.99
Man kennt es aus alten James-Bond-Filmen. Die Verbindung ist absolut sicher und geschützt. Genauso verhält es sich mit SecureLine VPN von dem renommierten Hersteller avast. Avast gehört zu den ältesten Herstellern für Sicherheitssoftware und braucht sich die Software nicht zu verstecken.
11 Avira Phantom VPN
Avira Phantom VPN
Bewertung 4,6
ab $7,00
Der deutsche Hersteller Avira versteht es die Nachfrage des Nutzers nach Datenschutz und Anonymität bestens zu decken. Es wundert kaum, denn Avira ist einer der ältesten Software-Unternehmen für Datensicherheit am Markt.

Antivirus Software Test 2024
Die beste Antivirus Software 2024 Schütze dich vor Datenverlust und Ausspähungen

LISTE ANSCHAUEN


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

* Please select reCAPTCHA