Obwohl die Scene die persönliche Begegnung auf Parties jeder anderen Form der Kommunikation vorzieht, sind diese Meetings für viele Mitglieder mit großem Aufwand verbunden. Da sie oft über den ganzen Globus verteilt leben, bietet das Internet meist die beste Möglichkeit, sich wenigstens virtuell zu begegnen.

Abgesehen von den Homepages hat die Scene ihre eigenen Online-Chatkanäle im IRC, in denen hunderte von Scenern kommunizieren und Daten austauschen können. Gegründet wurde IRC vor ca. 10 Jahren und diese IRC-Kanäle waren dazu gedacht, eine internationale Kommunikationsebene für Internetnutzer, wie beispielsweise Wissenschaftler, herzustellen. Es gibt die verschiedensten Chatkanäle, in denen sich Leute aus aller Welt über alle möglichen Themen unterhalten können. Die Scene nutzt diesen Service des Internets allerdings auch für ihre eigenen Zwecke.

Die Chatkanäle der Scene sind völlig unterschiedlich. Es gibt Chatkanäle sowohl für die legale als auch für die illegale Scene. Die Auswahl geht von Kanälen, in denen hauptsächlich die neuesten Warez und Internet-Adressen mit Schwarzkopien ausgetauscht werden, bis hin zu Kanälen, in denen sich legale Demogruppen einfach nur unterhalten. In all diesen Chatkanälen respektieren sich die Scener untereinander.

Das Betreten eines Chatkanals erfolgt mit einem Pseudonym, das im IRC als „Nick“ bezeichnet wird. Sobald man in einen Chatkanal eingetreten ist, wird man automatisch auf das Thema des Chatkanals aufmerksam gemacht. In einen Chatkanal können sich mehrere Leute einklinken. Sobald jemand etwas schreibt, kann es jeder, der sich in dem Chatkanal befindet, in einem großen Fenster lesen. Das Prinzip ist vergleichbar mit einem Telefontreff. In einem Chatkanal jedoch kommuniziert man ausnahmslos schriftlich. Darüber hinaus gibt es zusätzliche Funktionen, die zum Beispiel den privaten Schriftverkehr zwischen zwei Personen sowie den gegenseitigen Austausch von Dateien ermöglichen. Die Pseudonyme der einzelnen Scener ändern sich in der Regel nicht. Dadurch ist gewährleistet, dass man sich auch nach vielen Wochen erkennen kann. Daher sind die meisten Leute, die sich regelmäßig in diesen Chatkanälen aufhalten, bekannte „Gesichter“. Heutzutage haben nur wenige Scener keinen Internet-Zugang. So ist es eigentlich immer möglich, ein bestimmtes unter vielen Tausenden von Scenern im Internet ausfindig zu machen.

Bei Nicht-Scenern ist es nicht unüblich, dass ihnen in Chatkanälen der Scene arrogant begegnet wird. Betritt jemand diese Chatkanäle mit einem unbekannten Pseudonym, so wird er zunächst nicht beachtet. Stellt es sich mit der Zeit heraus, dass es sich um einen gewöhnlichen Computeranwender handelt, wird er mit einem Rauswurf aus dem Chatkanal rechnen müssen. Ein Rauswurf hat oft auch zur Folge, dass der Anwender durch Sperre seiner Internet-Erkennung diesen bestimmten Chatkanal nicht mehr betreten kann, selbst dann nicht, wenn er sein Pseudonym wechselt. Diese Sperre wird solange aufrechterhalten, bis der Leiter des Chatkanals sie aufhebt. Solche Maßnahmen trifft man oft in der illegalen Scene.

Durch diese meist wahllosen Rauswurf- und Verbannungsaktionen entstehen zwischen den Betreibern der unterschiedlichen Chatkanäle immer wieder Konflikte. Gerade aus den Kanälen der normalen User kommen dann heftige Anfeindungen gegen die Scene, die nicht so recht wissen, worum es sich bei diesen Nutzern handelt. Diese enden oft in kriegsähnlichen Auseinandersetzungen, die „Channel Wars“ genannt werden. Einige wenige Leute sind im Besitz eines bevorzugten Zugangs auf den IRC und haben Zugriff auf Befehle, die einen Chatkanal zerstören können. Auch die Scene hat solche Mitglieder, die meist in Rechenzentren arbeiten und ihre Arbeit unterstützen. Durch diese Leute kann eine Gegenattacke oft ganze Provider für einige Tage komplett vom Internet abschotten. Deshalb ist bei Channel Wars gegen Scene-Kanäle immer mit technischen Problemen und Ausfällen zu rechnen.

Viele haben inzwischen dazugelernt und mischen sich nicht in die Chatkanäle der Scene ein. Einige Provider vorenthalten ihren Benutzern sogar den Zugang zum EfNet, wo sich die Scene aufhält.

Gesetzlich ist selten etwas zu machen, denn meist fehlen eindeutige Beweise, um Anschuldigungen belegen zu können. Das Internet hat sich nicht zuletzt deswegen für die Scene zu einem der beliebtesten Treffpunkte entwickelt und wird es auch sicher in der Zukunft eine noch viel wichtigere Rolle einnehmen.


7. In Kontakt mit der Szene

„Eine Bande von Chaoten“
Internet als Treffpunkt


Anhang

Interview mit einem Phreaker
Interview mit Timelord
Interview mit sTEELER
Interview mit Uwe Fürstenberg (Software 2000)