Amiga Special, Juni/Juli 1999

Amiga Special Magazin

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Logbuch der Szene: Hackerland

Amiga HackerFast jeder hat schon einmal etwas von „der Szene“ gehört oder zumindest eindrucksvolle Demos selbiger bestaunt. Nur wenige können sich konkret etwas darunter vorstellen oder gar die internen Strukturen verstehen.

Die Autoren Denis Moschitto und William Sen, welche sich innerhalb der Szene bewegen, bringen mit dem Taschenbuch „Hackerland“, welches im Tropen Verlag erschienen ist, Licht ins Dunkel und räumen mit einigen Klischees auf, die durch falsche Berichterstattung in den Medien entstanden sind. Klar wird unterschieden zwischen dem legalen und dem illegalen Teil der Szene, sowie den unterschiedlichen Aufgaben der einzelnen Mitglieder innerhalb der Gruppen. „Hackerland“ schildert, wie der kriminelle Teil der Szene kostenlos telefoniert, Kopierschutzmechanismen von Programmen noch vor der offiziellen Erscheinungsterminen knackt und in fremde Computersysteme einbricht. Auch werden die Aktivitäten der legalen Demoszene, welche aus der Raubkopiererszene entstanden ist und in der der Nachwuchs an talentierten Programmierern gedeiht beschrieben. Es wird hervorgehoben, dass bei den sogenannten Demogruppen Spaß, Freundschaft und der Wettkampf um die besten Programmiertricks im Vordergrund stehen, wo hingegen einige Cracker (Kopierschutz-Knacker) mittlerweile kommerziell orientiert sind. Die auf den ersten Blick paradoxe Zusammenarbeit einiger Cracker mit Softwareunternehmen wird ebenfalls kurz angerissen. Besonders interessant für Außenstehende sind neben den internen Strukturen der Szene auch die Maßstäbe nach denen die Szene die Gruppen und deren Mitglieder bewertet. Wie sich der Kern der illegalen Szene nach außen hin vor fremden schützt und wie gut der Informationsfluss der Insider funktioniert kann ebenfalls in Erfahrung gebracht werden.

Der interessierte Leser mit Internet-Zugang hat die Möglichkeit aufgrund der Internet-Adressen an zusätzliche Informationen zu gelangen und mit etwas Glück sogar Kontakt zur Szene aufbauen. Am Schluss findet sich ein umfangreiches Glossar, in dem die wichtigsten Begriffe der sich laufen ändernden Szenesprache entschlüsselt werden. „Hackerland“ ist ein hochinteressantes Buch, welches auf leichtverständliche Art dem Leser einen Überblick über „die Szene“ vermittelt. Die Autoren haben sich aus diesem Grund auch um eine möglichst neutrale Sichtweise bemüht.