konr@d Stern, August/September 1999
Nachrichten aus Hackerland
Ein E-Mail-Dialog mit den Autoren Denis Moschitto (22) und William Sen (24)
In Eurem Buch „Hackerland – ein Logbuch der Szene“ beschreibt ihr anschaulich, wie die Raubkopiererszene organisiert ist (www.hackerland.de). Hassen die Kollegen euch jetzt für die Indiskretion?
Moschitto: In der Szene wurde das Buch total gut aufgenommen, wahrscheinlich, weil wir dazugehören. Die meisten Hacker sind außerdem durch Pseudonyme getarnt. Übrigens wissen die Behörden oft sehr genau, wie illegale Geschäfte abgewickelt werden, trotzdem kann sie nichts machen.
Wieso nicht? Liegt das an der komplizierten Arbeitsteilung in der Raubkopiererszene?
Sen: Der Begriff Raubkopierer fällt da selten. Der Begriff „Warez“ wird stattdessen oft verwendet.
Moschitto: Wer den Kopierschutz zu entfernt, heisst „Cracker“, wer die Software verbreitet »Trader«, und wer eine Crackergruppe organisiert, ist ein »Leader«.
Welche Spiele sind denn im Moment die heißesten auf dem illegalen Markt?
Moschitto: Die Aktualität der Programme ändert sich in der Szene fast stündlich. Oft ist geknackte Software schon als Schwarzkopie erhältlich, noch bevor es sie auf dem offiziellem Markt als Original gibt.
Sen: Normale Schwarzkopien sind wahrscheinlich fixiert auf Programme, die in der Crackerszene schon längst als alt gelten.
Welche Veranstaltung muss ein Neuling besuchen, um die Szene einmal kennenzulernen?
Sen: Die beste Möglichkeit, die Szene kennenzulernen, ohne dabei als Außenstehender entlarvt zu werden, ist im Dezember »The Party« in Dänemark (www.theparty.dk). Da kommen mehr als 4000 Leute, und „Aliens“ fallen nicht so auf.
Moschitto: Wer nicht so weit reisen möchte, besucht die Computermesse in Köln und die Szeneparty »Cologne Conference 99« (www.academicus.de/cc98). Der genaue Termin steht noch nicht fest, der ist irgendwann im November.
Software cracken mag ja ganz nett sein, aber mal ehrlich: Füllt einen so etwas aus?
Sen: Cracken ist eine Begeisterung und jeder hat so seine Vorlieben im Leben. Denis und ich haben aber auch im Laufe der Jahre auch andere Begeisterungen gefunden.Ich studiere derzeit und Denis bastelt an seiner Schauspielkarriere.