Die Mitarbeiter des Münchener Anwalts von Gravenreuth sind meist Selbständige, die unter der Berufsbezeichnung „Testbesteller“ beim jeweiligen Finanzamt eingetragen sind. Die eigentliche Aufgabe eines Testbestellers ist es, an Material heranzukommen, das Verstöße gegen das Urheberrecht beweisen kann.
Doch die Arbeit eines Testbestellers ist noch um einiges vielseitiger. So kann sich ein Testbesteller auch intensiv mit der Scene beschäftigen und illegale Verbreiter von Schwarzkopien auffliegen lassen. Dazu muss er zunächst ein Board oder eine Homepage ausfindig machen, die Schwarzkopien verbreitet. In ein solches System einzudringen nicht einfach: Wie bereits erläutert sind Boards der Scene gegen Eindringlinge gut geschützt (s. 2. Eintrag).
Hin und wieder gibt es Testbesteller mit Hack-Erfahrung. Diese haben dann natürlich mehr Möglichkeiten, in ein System einzudringen. Hat ein Testbesteller einmal Zugriff bekommen, wird er sich sofort nach schwarzkopierter Software umsehen und sich diese aneignen. Eine Liste der Software, die in dem System zu holen ist, wird erstellt und mit den Passwörtern, die den Zugriff ermöglichen, an die Kanzlei von Gravenreuth geschickt. Ist die Beweislage sicher, wird alles erforderliche Material angeblich von der Kanzlei an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet. Gerüchten zur Folge, nutzt jedoch die Kanzlei auch einige Leads, um selbst einen Nutzen daraus zu ziehen. Nicht jeder wird angeblich an die Staatsanwaltschaft ausgeliefert.
Neben diesen vielseitigen Ermittlungstätigkeiten kann ein Testbesteller noch andere Aufgaben übernehmen, zum Beispiel Videotheken ausfindig machen, die Spiele von Softwarefirmen ohne Erlaubnis vermieten. Oft durchstöbern Testbesteller auch Flohmärkte, um festzustellen, ob dort Schwarzkopien angeboten werden. Speziell in solchen Fällen arbeiten die Testbesteller mit der örtlichen Polizei zusammen, die ebenfalls in Kontakt mit von Gravenreuth stehen kann. Ein Anruf des Testbestellers genügt, um mehrere Polizeistreifen zum Ort der kriminellen Handlung zu bewegen.
Die größte Arbeit jedoch haben Testbesteller im Fall „Triton“ geleistet. Hier war es ihre Aufgabe, nach dem gewinnbringenden Wort zu suchen. Die Testbesteller gingen sogar so weit, dass sie Verkäufer mit drastischen Methoden dazu brachten, den Begriff „Triton“ in Rechnungen oder Kostenvoranschlägen zu vermerken. Diese moralisch äußerst fragwürdige Methode hatte sich nach einiger Zeit herumgesprochen und sorgt auch heute noch für Gesprächsstoff in den Medien.
4. Die Szene und das Gesetz
Polizei, Gesetz und Gravenreuth
Agent Provocateur
Im Kreuzfeuer der Softwarefirmen
Das Strafverfahren