von Jan Krömer und William Sen
Buchautoren und Journalisten
Die Faszination für Computer und damit auch die Zahl derer, die sich leidenschaftlich damit beschäftigten, wurde immer größer. Es entstanden kleine Gruppen, die sich auch außerhalb von Universitäten mit der Computerwelt beschäftigten.

Das Popular Electronics Magazin aus dem Jahr 1975
1975 stellte die amerikanische Zeitschrift Popular Electronics in ihrer Januarausgabe den ersten marktreifen Computerbausatz Altair 8800 vor. Es war damals die erste Zeitschrift, die über dieses Gerät berichtete, das bei Computerfans als Sensation galt.
Der Entwickler des Geräts, Ed Roberts, hatte seinen Traum verwirklicht, einen Computer auf den Markt zu bringen, der vor allem von Privatleuten als Massenware gekauft und benutzt werden sollte. Tatsächlich verkaufte sich das Gerät innerhalb von drei Monaten über 4.000-mal und wird oft als erster Personal Computer (PC) der Computergeschichte angesehen.
Dennoch erscheint es aus heutiger Sicht unangemessen, ihn überhaupt als vollwertigen Computer zu bezeichnen. Durch die Absicht, das Gerät möglichst günstig auf den Markt zu bringen, besaß der Altair weder Bildschirm noch Tastatur, geschweige denn eine Festplatte zum Speichern von Daten. Lediglich die am Gerät angebrachten Leuchtdioden signalisierten einzelne Befehle des Anwenders, die durch Hoch- und Runterkippen von gerade einmal vierundzwanzig Schaltern eingegeben wurden. Nur die Kombination der verschiedenen Schalter ermöglichte eine individuelle Steuerung beziehungsweise Programmierung des Geräts. Somit blieb der große Durchbruch für den Hersteller aus. Doch das Gerät fand Anerkennung innerhalb der kleinen Gruppe von Hackern, die trotz der minimalen Leistung begeistert anfingen, darauf zu programmieren.
Die ersten Programme am Computer
Das Programmieren eines Computers durch den Anwender wurde mit der Zeit immer selbstverständlicher.
Die Daten und die Programme wurden auf Lochkarten oder großen Magnetbändern gespeichert. Der Software kam somit eine immer wichtigere Bedeutung zu. Nur durch sie war es möglich, die damals oft noch ohne Software gelieferten Computer in Eigeninitiative auszureizen. Die Codes der Programme wurden unter den Wissenschaftlern eifrig kopiert, diskutiert und optimiert. Das Programmieren wurde zur Lebenseinstellung, und es entstand eine Subkultur von Hackern. Hier bildeten sich auch die ersten Überlegungen zu einer ganz eigenen Hackerethik.
Hacker wollen die Welt verbessern
Die ersten Hacker sahen die neue Computertechnik als eine Chance, die Welt zu verbessern. An dieser, für Außenstehende zunächst weit hergeholt erscheinenden Vision, hielten die Hacker fest, als sei es eine Religion.
Einschränkungen, die den Umgang mit dieser Technik verhinderten, waren für sie nicht akzeptabel. Ihrer Meinung nach mussten die Systeme für jedermann zugänglich und veränderbar sein. Wirkliche Innovationen konnten nur erfolgen, wenn man nicht gezwungen wurde, einem Gerät oder einer Software passiv zu begegnen, sondern wenn man seiner Kreativität freien Lauf lassen konnte. Der ungehinderte Zugang zu Informationen und deren freigebiger Austausch wurde zu einem der wichtigsten Leitmotive ihres Handelns.
Begriffe wie „Hackerkultur„, „Hackerethik“ und selbst „Hackerfood“ verbreiteten sich schnell, und es entwickelte sich eine eigene Sprache für dieses elektronische Weltbild. Der Zusammenhalt der Hackergemeinschaft wurde dadurch weiter gefestigt. Es entstand das Jargonlexikon am MIT, das weltweit bekannteste und größte Hackerlexikon, das noch heute regelmäßig aktualisiert wird. Dort sind Begriffe, Definitionen und Lebensweisheiten rund um die Welt der Hacker festgehalten, als sei es die Bibel für Hacker.
Hier weiterlesen: Aus Computerhippies wurden die reichsten Männer der Welt.
von Jan Krömer und William Sen
Buchautoren und Journalisten
Jan Krömer und Dr. William Sen sind u. a. Autoren des Buchs "NO COPY - Die Welt der digitalen Raubkopie" - erschienen im Klett-Cotta Verlag. Das Buch sorgte vor allem in Deutschland für Aufklärung für das Verständnis für Raubkopien und untersuchte kritisch das gesellschaftliche und auch ökonomische Grundverständnis für "die Kopie".
Das Buch NO COPY ist kostenlos online verfügbar.
>> Mehr über Jan Krömer und William Sen
1. Die Geschichte der Schwarzkopie
Faszination Software
So haben Wissenschaftler die Software entdeckt
Der Kopierschutz von Nintendo war Grund dafür, dass das Unternehmen an Marktanteilen verlor. Stattdessen haben Raubkopierer sich für Playstation entschieden, was wiederum zum Erfolg führte. Somit verhalfen Raubkopien dem Unternehmen Sony.
Hackerkultur
Der Beginn einer neuen Leidenschaft
Die Hackerkultur begann mit der Leidenschaft zur Elektronik und Computer. Der erste Computer der Welt sorgte für große Begeisterung. Kurz darauf bildete sich die erste Hackergruppe der Welt. Ihre ersten Mitglieder waren unter anderem Bill Gates.
Kommerzieller Beigeschmack
Als Computerhippies reich werden wollten
Aus Computerhippies wurden plötzlich Steve Jobs und Bill Gates. Am Anfang waren es noch Computerenthusiasten, die die Welt verändern wollten. Doch der Geruch des Geldes war attraktiver.
Computer für alle
Wieso Steve Jobs seinen VW Bus verkaufte
Steve Jobs verkauft seinen VW Bus und sein Geschäftspartner Steve Wozniaks seinen teuren Taschenrechner. Das Ziel ist es einen Computer zu entwickeln, den sich alle Menschen leisten können.
Software wird käuflich
Bill Gates erfand kostenpflichtige Software
Software war am Anfang frei verfügbar. Die Vorstellung, dass es mal Geld kosten wurde, war unbegreiflich. Es war Bill Gates, der erstmals Geld für die Software verlangt und alle schockt.
Die ersten Cracker
…waren die ersten organisierten Hacker
Die Hackerszene ist nur deswegen entstanden, weil die Softwareindustrie den Kopierschutz entwickelt hat. War die Industrie daran schuld?
Cracking Groups
Eine neue Hacker-Subkultur wird geboren
Organisierte Hacker, die sich zum Ziel gesetzt haben den Kopierschutz zu entfernen, Filme und Sofware über die Welt zu verteilen. Doch wann, wo und wie sind sie eigentlich entstanden?
Gecrackte Software vs Original
Raubkopierte Software besser als das Original?
Tatsächlich nehmen Hacker Verbesserungen an der Software vor, bevor sie es als Raubkopie in Umlauf bringen. Sie wollen nämlich ihren guten Ruf in der Szene beibehalten. Daher kann es durchaus sein, dass die Software, dessen Kopierschutz entfernt wurde, besser funktioniert als das Original.
Exkurs: Der Crackerjargon
Die geheime Sprache der Hacker-Elite
Damit die Polizei ihre Sprache nicht versteht, haben die Hacker eine eigene Sprache entwickelt, welches auch als Leetspeech bekannt ist. Leet steht dabei für Elite und speech für Sprache.
Erste Cracking Groups
Liste aller Cracking Groups der 80er Jahre
Das waren die Namen der Gruppen, die Software organisiert als Raubkopie verbreiteten. Alle Gruppen bestanden aus verschiedenen Hacker-Mitgliedern und sie konkurrierten untereinander, welches als „Race“ bezeichnet wurde.
Neue Verbreitungswege
So haben Raubkopierer ihre Ware in Umlauf gebracht
Organisierte Raubkopierer hatten und haben heute noch ihre eigene Währung, die beim Tauschen genutzt wird. Die sogenannte „Ratio“ ist für manch einen Hacker wertvoller als Euro, Dollars oder Bitcoins.
Zeit der Webwarez
Zieh es dir runter aus dem Web!
Raubkopien aus dem Web – Anfang der 90er Jahre gab es plötzlich Angebote, die man aus Websites einfach downloaden konnte. Das war aber nur der Anfang. Kurze Zeit später fanden die Raubkopierer neue, geheimere Verbreitungswege, die sie dank des Internets nutzen konnten.